Am 10. Oktober 1992 ging Eichenau mit Wischgorod, einer Stadt 20 Kilometer nördlich von Kiew mit heute rund 27.000 Einwohnern und Verwaltungssitz des gleichnamigen Rajons, eine kommunale Partnerschaft ein. Sie ist schon deshalb etwas besonderes, weil es meines Wissens weniger als 30 Städte- und Regionalpartnerschaften zwischen Deutschland und der Ukraine gibt, sechs davon in Bayern. Diese Partnerschaften, überwiegend vor 20 bis 25 Jahren ins Leben gerufen, sind auch heute noch ein wichtiges Element der Beziehung zwischen den beiden Ländern, weil sie über die offiziellen Kontakte der Staatsregierungen hinaus über persönliche Verbindungen und Freundschaften gelebte Völkerverständigung bewirken.
Besonders wirkungsvoll sind kommunale Partnerschaften, wenn sie aus einem konkreten bürgerschaftlichen Engagement erwachsen. Dieses findet in Eichenau in der Arbeit des Freundeskreises Partnerschaft Wischgorod unter der langjährigen Regie des ehemaligen Gemeinderats Werner Blab und der früheren Schulrektorin Magdalena Holzner beispielhaften Ausdruck. Dem Engagement der Mitglieder des Freundeskreises ist es zu verdanken, dass zehn Jahre nach der Gründung der Städtepartnerschaft ein Kinderhaus in Novo Petriwzi, einem Nachbarort von Wischgorod, in Betrieb genommen werden konnte. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Eichenaus haben mit ihren Spenden zum Erfolg dieses Projekts beigetragen. Bei ihrem Besuch in Wischgorod verdeutlichte die Eichenauer Delegation den Verantwortlichen kürzlich, wie sehr dem Freundeskreis und auch der Gemeinde die Zukunft dieses Hauses am Herzen liegt.
Zahlreiche Transporte von Hilfsgütern und die damit verbundene Kooperation der Krankenhäuser in Fürstenfeldbruck und in Wischgorod prägten die Partnerschaft zwischen Eichenau und Wischgorod vor allem in deren Anfangszeit. Bis zum heutigen Tag werden Kinder und Jugendliche aus Wischgorod nach Eichenau eingeladen, auch um ihnen Gelegenheit zu geben, die Schulkenntnisse in der deutschen Sprache zu vervollständigen. Selbstverständlich haben in den 20 Jahren des Bestehens der Kommunalbeziehung auch kulturelle Begegnungen stattgefunden, zum Beispiel der Besuch des Orchesters des Eichenauer Musikvereins in Wischgorod oder der Auftritt des ukrainischen Mädchenchores „Koraly" in Eichenau. Schließlich nehmen Eichenau und Wischgorod gegenseitig Anteil an besonderen kommunalen Ereignissen wie dem Jubiläum der 50-jährigen Selbständigkeit der Gemeinde Eichenau im Jahr 2007 oder der Feier anlässlich des 35-jährigen Bestehens des Rajons Wischgorod im Jahr 2008.
Eine Partnerschaft zwischen zwei Ländern bezweckt nicht zuletzt, durch die gegenseitige Annäherung und Verständigung einen kleinen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten. In diesem Sinne überreichte ich den ukrainischen Gastgebern im Rahmen des Delegationsbesuches zum 20-jährigen Jubiläum der Partnerschaft eine Friedenstaube. Es handelt sich dabei um ein Projekt des Landshuter Künstlers Richard Hillinger, der 2008 anlässlich des 60. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen diese Friedenstaube geschaffen hat. Als Symbol für die 30 Artikel der Erklärung sind 30 Exemplare der Bronze-Plastik weltweit unterwegs, um vor allem in Schulen zur Thematisierung der Menschenrechte anzuregen. Zuletzt machte die Taube in der Eichenauer Starzelbachschule Station. Sie wird jetzt in die Schulen Wischgorods „fliegen", um im November zur Feier des Partnerschaftsjubiläums in Eichenau an den Starzelbach zurückzukehren.